Interview mit unserem Nachhaltigkeitsverantwortlichen - OKB
Interview mit Sandro Widmer
«Wir wollen in Sachen Nachhaltigkeit ein Vorbild im Kanton sein und selbst umsetzen, was wir empfehlen und anbieten.»

Sandro Widmer, wie war das Jahr 2024 aus Sicht Nachhaltigkeit?
Spannend. Wir haben vieles erreicht, was wir uns vorgenommen haben, für unsere Kundschaft und für die Mitarbeitenden. Es ist uns wichtig, intern wie extern weiterzukommen. Denn wir wollen in Sachen Nachhaltigkeit ein Vorbild sein im Kanton und selber umsetzen, was wir unseren Kundinnen und Kunden empfehlen und anbieten.
Welche Angebote im Nachhaltigkeitsbereich liegen Ihnen besonders am Herzen?
Beim Finanzieren bieten wir unserer Kundschaft an, den Energieverbrauch und den CO²-Ausstoss ihrer Liegenschaften einzuschätzen. Darauf basierend zeigen wir, wie sich diese Werte verbessern lassen, und schlagen Finanzierungsmöglichkeiten vor. Beim Anlegen haben wir seit Januar 2024 drei verschiedene ESG*-Profile. Je nachdem, wie wichtig den Kundinnen und Kunden das Thema Nachhaltigkeit ist, bieten wir passende Anlageprodukte. Das erleichtert es, auf die richtigen ESG-konformen Lösungen zu setzen.
Und was ist intern passiert?
Wir haben die Solaranlage auf dem Dach unseres Hauptsitzes maximal ausgebaut und so den Energie-Selbstversorgungsgrad deutlich gesteigert. Zudem haben wir viel in die Sensibilisierung der Mitarbeitenden investiert. Zum Beispiel zum Thema Plastik im Alltag, am Arbeitsplatz, Recycling und Mikroplastik. Wir organisierten eine Informationsveranstaltung, auf die eine Plastikverzichtswoche folgte. So konnten wir selber aktiv werden. Es zeigte sich, dass ein Verzicht auf Plastik gar nicht so einfach ist. Dafür konnten wir das Bewusstsein für das Thema schärfen. Dieses Ziel haben wir erreicht und viele positive Rückmeldungen von den Mitarbeitenden bekommen.
«Nachhaltig» ist einer von fünf Kernwerten der Obwaldner Kantonalbank. Sie sind für die Umsetzung der OKB-Nachhaltigkeitsstrategie verantwortlich. Wie stellen Sie sicher, dass Nachhaltigkeit kein Marketinginstrument ist, sondern langfristig wirksam bleibt?
Die Nachhaltigkeitsstrategie ist vom Bankrat und von der Geschäftsleitung abgesegnet. Sie ist also fester Teil unseres Handelns und bildet die Grundlage für meine Arbeit. Damit alleine ist jedoch noch nichts umgesetzt. Dazu veranstalten wir zum Beispiel Schulungen für alle Mitarbeitenden, um ihnen unser Nachhaltigkeitsverständnis zu vermitteln. Mit der Hochschule Luzern haben wir Schulungen entwickelt, in denen Mitarbeitende ihr Wissen spezifisch vertiefen.
Und für Ihre Kundschaft?
Sie erhält von uns Lösungen und Produkte, die unsere Ansprüche an Nachhaltigkeit erfüllen. Dazu gehören etwa die neue Debit Mastercard aus 100 Prozent recyceltem PVC oder der Umwelt-Bonus für nachhaltige Finanzierungsprojekte. Solche Angebote kommen gut an.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie?
Da gibt es weiche Faktoren, wie beispielsweise die vermehrte Thematisierung von Nachhaltigkeit in Beratungsgesprächen. Wir stellen fest, dass unsere Arbeit wirkt und bei den Kundinnen und Kunden ankommt.
Gibt es auch harte Faktoren?
Ja, wir messen uns auch am Markt. Darauf legen wir Wert. Wir möchten wissen, wo wir im Vergleich mit anderen Unternehmen stehen. Dazu gibt es Kennzahlen des unabhängigen Ratings von esg2go**. Sie sind spezialisiert auf Nachhaltigkeitsnachweise. Wir empfehlen das auch unserer Unternehmenskundschaft. Die wichtigsten Kennzahlen aus dem Rating sind auf den nachfolgenden Seiten zu finden.
Wie gross ist die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten?
Sie ist beständig, sogar eher zunehmend. Lange Zeit war Nachhaltigkeit nur schwer messbar. Mittlerweile gibt es klare Kriterien, die wir auf die Angebote anwenden können. Die Vorgaben aus Regulierungen und Gesetzen steigern die Transparenz zusätzlich. Auch unser Know-how wird laufend grösser. So können wir unserer Kundschaft fundiert und glaubwürdig Auskunft geben. Das ist uns wichtig und wirkt sich positiv auf die Nachfrage aus.
Stichwort Glaubwürdigkeit: Was tun Sie dafür?
Wir setzen vor allem auf lokale Glaubwürdigkeit. Unsere Verankerung in Obwalden ist mit vielfältigen Aktivitäten verbunden. Dazu gehört der OKB.Förderpreis für nachhaltiges Engagement. Man kann sich mit einem Projekt bis jeweils Ende September bewerben. Eine externe, dreiköpfige Kommission verteilt eine Preissumme von insgesamt 35’000 Franken an drei Projekte. Weiter pflegen wir eine enge Partnerschaft mit dem Roten Kreuz Unterwalden. 2024 halfen Mitarbeitende von uns beim Umpacken von Päckli im Rahmen der Aktion «2 x Weihnachten». Die Obwaldner Kantonalbank ist zudem Trägerin des Vereins Startup Pilatus, des tüftelParks Pilatus, des KMU-Anerkennungspreises und des DENKRAUMs im QUBO. Überall bringen wir das Thema Nachhaltigkeit ein und stärken den lokalen Bezug. Dazu kommen externe Labels und Zertifikate. Diese haben zwar den Vorteil der Vergleichbarkeit, doch sind sie sehr komplex, teilweise schwer nachvollziehbar. Dennoch stützen wir uns etwa auf den Gebäudeenergieausweis der Kantone, wenn es um den Umwelt-Bonus geht. Und auf das Nachhaltigkeitsrating von esg2go.
Wie gehen Sie mit Zielkonflikten zwischen wirtschaftlichen Interessen und ökologischer bzw. sozialer Verantwortung um?
Ich kenne beide Seiten: Ich komme ja aus dem Bankgeschäft. Das Thema Nachhaltigkeit hat mich im Lauf der Zeit immer mehr beschäftigt. Es gilt, das gegenseitige Verständnis zu fördern, Ziele und Möglichkeiten aufzuzeigen und alle Beteiligten mitzunehmen. Das läuft Schritt für Schritt. Veränderung braucht viel Zeit und Energie, reibungslos geht das nicht. Ich weiss jedoch, dass wir kontinuierlich in die richtige Richtung vorankommen.
Ein gutes Schlusswort. Doch noch eine persönliche Frage: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für Sie privat?
Ich wünsche mir eine Welt, in der sich meine Töchter wohlfühlen. Sie sollen über Themen wie Konsum, Mobilität und deren Auswirkungen auf die Umwelt Bescheid wissen. Das äussert sich zum Beispiel beim Lebensmitteleinkauf. Toll war die Plastikverzichtswoche, die haben wir gemeinsam gemacht. Nachhaltigkeit wird oft mit Verzicht gleichgesetzt. Ich sehe das anders – als spannendes Feld, um Verschiedenes auszuprobieren: fleischlos essen, anders reisen. Auf diesem Weg entdeckt man viele unbekannte Vorteile.
* ESG-Werte: Sicht auf die Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung
** esg2go: Rating und Reporting durch eine unabhängige Firma
Das Interview mit Sandro Widmer wurde im Geschäftsbericht 2024 publiziert.